Hinein ins Vergnügen.
Ich atme tief durch. Soll ich wirklich? So wild wie jetzt sah die Soča auf den Youtubevideos gar nicht aus, die ich mir immer wieder angesehen hatte. Ich bin zwar kein Anfänger mehr, aber jetzt habe ich doch ein mulmiges Gefühl im Bauch. Kann ich das schaffen? Oder habe ich mir zuviel vorgenommen?
Schnell. Unberechenbar. Action pur.
Ich gebe mir einen Ruck und stoße mich ab. Mein Kajak fällt mit der Spitze nach unten, taucht tief ein ins kalte Wasser und schnellt zurück nach oben. Das Wasser klatscht mir wuchtig ins Gesicht. Adrenalin schießt durch meine Adern. Eisige Kälte umklammert mich – und muss mich sofort wieder loslassen, dann die Soča reißt mich mit sich fort. Kajakfahren ist ein bisschen wie Formel 1 fahren – aber ohne Bremse.
Unaufhaltsam geht es temporeich weiter. Zum Glück habe ich mir für den Start einen Streckenabschnitt ausgesucht, bei dem keine Felsen im Wasser sind. Die Soča ist ein sehr abwechslungsreicher Fluss. Schnelle Streckenabschnitte werden von ruhigeren Etappen abgelöst. Es gibt Abschnitte, die auch für Anfänger geeignet sind. Andere dagegen sollten nur Könner befahren.
Die goldene Regel beim Kajakfahren lautet: Mund zu. Gar nicht so einfach bei diesem Ausblick. Fasziniert beobachte ich das Farbenspiel, das sich im Gebirgsfluss abzeichnet. Das Wasser kann sämtliche Nuancen zwischen Türkis und Smaragd annehmen. Es ist so kristallklar, dass ich die runden Steine auf dem Grund erkennen kann. Mein Boot gleitet durch eine grüne Landschaft. Plötzlich zucke ich erschrocken zusammen. Ich steuere genau auf zwei Felsblöcke zu, zwischen denen nur eine schmale Lücke ist. Passe ich da durch? Ja, müsste gehen. Könnte aber knapp werden.